Ein Ausflug in die Kräuterschule

„Alkoholfreie Auszüge“ – Was ist das denn? Sowas gibt es auch?

Diese und ähnliche Sätze höre ich, wenn ich einmal im Jahr als Dozentin in der Heilpflanzenschule Kräuterwelten mein Wissen teilen darf. Während in den Unterrichten meiner Kolleg:innen meist klassische Tinkturen (also mit Alkohol) angesetzt werden, ergänze ich mit den alkoholfreien Varianten das bereits erlangte Wissen der Teilnehmenden.

Doch wie bin ich eigentlich dazu gekommen?

Für Wildkräuter und Pflanzen hatte ich mich schon immer interessiert, allerdings besitze ich keinen Grünen Daumen. Selbst ein Kaktus ist in meiner Obhut mal gestorben. Mittlerweile geht es etwas besser mit den Zimmerpflanzen. Aber zurück zum Thema. Zunächst wollte ich eigentlich nur wissen, was man so wirklich essen kann. Und über Bärlauch hatte ich schon viel gehört, aber meine Angst war zu groß, dass ich mich an einer Giftpflanze vergreifen könnte. Daher ging ich auf die Suche im Internet. 2018/2019 bin ich das erste mal darauf gestoßen, dass man Kurse für Heilpflanzen belegen könnte und es Berufe wie Kräuterpädagogik gibt. Dass 2020/2021 die Welt Kopf stand und alle Menschen auch persönliche Herausforderungen meistern durften, möchte ich hier nur am Rande erwähnen. Mir ging es natürlich auch so, dass ich in dieser Zeit vieles in meinem Leben in Frage stellen und mich neu ausrichten durfte. Und so stand mein Entschluss fest, dass ich gerne eine Ausbildung für Wild- und Heilkräuter machen möchte, um zu lernen, welche Pflanzen essbar sind und wie man die Heilkräfte der Pflanzen nutzen kann. Im Internet bin ich dann auf die Heilpflanzenschule Kräuterwelten gestoßen. Bis zum Kursbeginn im Frühjahr 2022 waren es nur noch wenige Wochen. Daher rief ich Kora (Kornelia Duda) an, die die Schule ins Leben gerufen hat, ob denn die Kurse stattfinden und noch ein Platz frei wäre. Es gab genau noch einen einzigen Platz. Also habe ich mich kurzerhand angemeldet für das Grundmodul.

Mein erstes Wochenende in der Schule war unglaublich spannend. Ich habe so viele Pflanzen kennengelernt. Im Vergleich zu den anderen kam ich mir immer so unwissend vor, weil ich bis dahin noch nie eine Tinktur angesetzt hatte oder irgendwelche Kräuter zusammengemischt hatte, geschweige denn, dass ich wusste wie Bärlauch aussieht. Aber das hat mich nicht davon abgehalten, all das Wissen wie einen Schwamm aufzusaugen und mich auf die Welt der Kräuter einzulassen. In den folgenden Wochen war ich so erstaunt, was alles im Garten und in der Umgebung wächst. Es war für mich so augenöffnend. Was vorher gleichmäßig grün war, wurde durch dieses erste Schulungswochenende zu einer atemberaubenden Vielfalt.

Direkt an diesem ersten Schulungswochenende war mir auch sofort klar, ich will mehr – mehr Wissen. Also habe ich mich direkt auch für den Aufbaukurs angemeldet. Was nun bedeutete, dass ich ein Jahr lang, einmal im Monat ein ganzes Wochenende in der Heilpflanzenschule Kräuterwelten verbringen werde.

Und was soll ich sagen, es war fantastisch. Ich habe wundervolle Menschen kennenlernen und von ihnen lernen dürfen. Es sind wunderbare Freundschaften und Bekanntschaften entstanden. Ich habe mich kulinarisch definitiv weiterentwickelt, weil alle Teilnehmenden zum Buffet beitragen durch selbstgemachte Speisen. Und selbstverständlich habe ich in dieser Zeit unheimlich viel über Pflanzen lernen dürfen.

Was in diesem einem Jahr auch passiert war: Ich habe angefangen darüber nachzudenken, wie ich mein Wissen nutzen kann und weitergeben kann. Ich habe zufällig Steffi Lüthje vom Bewusstseinshof (der damals noch nicht existierte) kennengelernt und bekam die Möglichkeit eigene Kurse anzubieten. Ich bemerkte, dass alkoholfreie Tinkturen und Zubereitungen mich mehr faszinierten und ich diese auch geschmacklich lieber mochte. Und so fing meine Reise ganz langsam an. Und dass ich einmal Teil des Dozententeams werden würde, war mir überhaupt nicht klar.

Irgendwann im Aufbaukurs kam ich mit Kora ins Gespräch, weil sie ab und an für ausgefallene Dozent:innen einspringen durfte. Und ich merkte an, dass ich mir vorstellen könnte, ggf. einen dieser Unterrichte zu übernehmen. Und wie es der Zufall wollte, war entstand der Gedanke, dass ich den Unterricht über die alkoholfreien Auszüge und  Tinkturen übernehmen könnte.

Oh man, was war ich aufgeregt, als sich herauskristallisierte, dass ich wirklich unterrichten werde. Denn mir war absolut bewusst, dass die meisten Menschen, die bei Kora in die Ausbildung gehen, Vorerfahrungen haben und vielleicht auch schon viel Wissen. Im Juni 2023 war es dann soweit. Das erste Mal, dass ich den Unterricht „Alkoholfreie Auszüge“ halten durfte. Ich war so nervös und aufgeregt. Und natürlich wurde ich auch mit Fragen gelöchert. Damals verwendete ich noch das alte Skript meines Vorgängers, da die Zeit einfach zu knapp war. Am Ende ist aber alles super gelaufen. Und das Feedback der Teilnehmenden fiel auch überwiegend gut aus.

Im Laufe des letzten Jahres habe ich dann mein eigenes Skript erstellt, welches ich dieses Jahr bei den Kursen im September nutzen konnte. Farblich kam es sehr gut bei den Teilnehmenden an. Und es war auch sehr schön, dass einige mir direkt danach gesagt haben, dass ihnen mein Unterricht gefallen hat. Denn natürlich muss die Theorie vermittelt werden, doch gleichzeitig möchte ich nicht, dass es nur klassischer Frontalunterricht ist. Daher versuche ich an passenden Stellen die Teilnehmenden auch aktiv im Theorieteil einzubinden bevor wir das erlernte in die Praxis umsetzen.

Mir macht es so unglaublich viel Spaß, mein Wissen zu teilen und weiterzugeben. Und mittlerweile bin ich zwar vor den Kursen noch aufgeregt, aber ich habe keine Angst davor etwas nicht zu wissen oder dass andere mehr wissen könnten als ich. Denn ich bin keine Kräuterpädagogin oder Heilpraktikerin oder oder oder. Ich habe ein Jahr die Ausbildung für Heilpflanzen gemacht und einfach ein unheimliches Interesse an der Welt der Wild- und Heilpflanzen, weil sie einfach so vielfältig und spannend ist. Was mich dennoch für den Unterricht qualifiziert: Ich habe Spaß daran und ich mach es einfach. Ich mag den Austausch mit den Teilnehmenden und wie wir gemeinsam unser Wissen immer wieder erweitern dürfen. Was gibt es Schöneres als gemeinsam zu lernen und dabei auch noch Spaß zu haben?

Wenn Du auch den Wunsch verspürst, etwas anzugehen, was Dir Angst macht oder für Dich ein Hürde darstellt, kann ich Dir nur einen Tipp geben: Mach es einfach. Konzentrier Dich auf den nächsten erforderlichen Schritt, erzähle Deinen Herzensmenschen von Deinem Projekt und wenn es möglich ist, suche Dir Powerpartner:innen oder Unterstützer:innen. Manchmal reicht es schon, dass ein Familienmitglied eine Aufgabe übernimmt, die Du sonst gemacht hast, damit Du Zeit bekommst für Deinen Traum zu arbeiten. Und manchmal trifft man Menschen, die einem einen Raum anbieten, den man braucht oder einen Kontakt herstellen können, den man benötigt. Doch das passiert nur, wenn Du anfängst an Deinem Projekt zu arbeiten und Dich darüber mit anderen unterhältst.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.

Deine Kräuterfee

Kräuterlicht Heke

Kräuterleicht Heike Nischik